Ein Testprogramm besteht aus einer Anzahl von Testfällen.
Zur Erstellung von Testfällen gibt es unterschiedliche Auffassungen. Egal welche Einstellung zur Erstellung von Testfällen existiert, ein Testfall ist ein Nutzungspfad des getesteten Teilsystems oder Systems. Der Testfall beginnt an einem Startpunkt und endet an einem Endpunkt. Dazwischen sind unterschiedlichste Testpfade durch das System denkbar.
Testfälle können durch Kombination und Wiederholung zu Testfallkollektiven zusammen gestellt werden. Die Testfälle bzw. Testfallkollektive sind im Hinblick auf die spätere Nutzungsumgebung zu variieren. Eine Vollständigkeit aller Testfälle und Testfallkollektive wäre wünschenswert, ist aber leider nicht erreichbar. Die Vollständigkeit scheitert am ersten gödelschen Unvollständigkeitssatz.
Innerhalb der Testfälle bzw. der Testfallkollektive sind Anforderungen (Requirements) zu erfüllen. Eine Anforderung bzw. Produktanforderung ist ein im Testfall gefordertes Verhalten. Ein Beispiel ist:
Testfall_Warnblinker: Start -Wird der Warnblinkschalter das erste mal betätigt muss das Fahrzeug warnblinken (Requirierment 1). – Wird der Warnblinker ein zweites mal betätigt muss das Fahrzeug das Warnblinken beenden (Requiriermentt 2). – Ende
Die Formulierung der Produktanforderungen ist damit eine Schlüsselgröße für eine erfolgreiche Erprobung. In der Praxis zeigt sich dabei, dass aber gerade die Formulierung der Produktanforderungen ein großes praktisches Problem darstellt. Auf der einen Seite ist die Vollständigkeit nicht abzubilden. Auf der anderen Seite ist nicht immer wirklich klar, welches Verhalten vom Produkt wirklich wann erwartet wird. Die Formulierung der Produktrequirements zeigt in der Regel als erstes die Problematik, die sich aus dem ersten Unvollständigkeitssatz von Gödel ergibt.
Natürlich sind das auch nur Schwierigkeiten, mit denen in der Erprobung umgegangen werden muss. Es müssen die Testfallkollektive, Testfälle und Requirements folglich in dem Maße formuliert werden, wie es möglich ist. Dabei gilt, entstehen durch neue Formulierungen Widersprüche, ist eine Grenze erreicht. Entweder wird die vertiefende Formulierung dann abgebrochen oder es wird methodisch anders vorgegangen. In jedem Fall bedürfen Widersprüche im Testprogramm einer detaillierten Betrachtung und Bewertung.
Ohne sinnvoll formulierte Produktanforderungen ist eine sinnvolle, freigabeorientierte Erprobung nicht möglich. Erst die Erfüllung der Produktanforderung im Test ermöglicht die Freigabe.
In der traditionellen Fahrzeugdauererprobung ist der oben dargestellte Aufbau als modulare Struktur vorhanden. Der übliche Aufbau ist
- Schicht
- Erprobungsstrecke
- Zusatzbedienprogramme
- Zusatzfahrprogramme
- Zusatzstecken
- Maßnahmen
- Sondermessungen
- Beurteilungen
- Wartungen
- Aktualisierungen
- …
Das Testprogramm ist in Wiederholungen von Teiltestprogrammen (Schichten) gegliedert. Diese sind wieder in Testfallkollektive strukturiert. Dies wird ergänzt um Sondertest und Maßnahmen zur Sicherstellung des Fortgangs des Erprobungsprozesses.
In wie weit man die herkömmliche Teststruktur in Zukunft aufrecht erhalten muss oder kann, wird die Zukunft zeigen. Zahlreiche technologieänderungen der Fahrzeughersteller, wie Elektrifizierung des Antriebsstrangs oder Fahrerassistenzsysteme, erfordern relativ weitreichende Anpassungen.
Für Fragen, Anregungen und Diskussionen steht Ihnen der Autor gerne zur Verfügung.